Velomobiltour durch Schweden, Dänemark und Deutschland

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von Jürgen Eick, Rüsselsheim

Seit 1989 haben meine Frau Ulla und ich für unseren alljährlichen Fahrradurlaub immer häufiger unsere Velomobile statt der Tourenräder gewählt. Mit zunehmendem Alter ziehen wir nämlich bei unserer Routenplanung den ebenen Weg durch die Täler dem Weg über die Berge vor. Das größere Fahrzeuggewicht spielt deshalb keine große Rolle. Wichtiger sind uns der bequeme Sitz, der Schutz vor Regen und der erheblich geringere Luftwiderstand unserer Velomobile.

Nach längeren Velomobil-Touren in die Niederlande, nach Dänemark, nach England und in die Schweiz war im Sommer 2000 wieder der Norden an der Reihe. Starten wollten wir in Hamburg. Unsere Bemühungen, von der Deutschen Bahn eine Zusage zu erhalten, die Dreiräder im Fahrradabteil eines Fernzuges mit ausreichend breiten Türen mitnehmen zu können, waren fehlgeschlagen. Die DB hielt uns nicht einmal einer Antwort für würdig. Ein guter Freund, selber Velomobilist mit vielen Jahreskilometern in Urlaub und Alltag, war unser Retter. Er sorgte dafür, dass unsere beiden Kabinendreiräder als Beiladung von einem LKW nach Norddeutschland mitgenommen wurden.

In Schwarzenbek bei Hamburg nahmen wir nach einer Nachtfahrt mit dem Zug unsere Velomobile in einer LKW-Niederlassung in Empfang, drehten für die Belegschaft noch eine Demonstrationsrunde und ab ging es Richtung Kiel. Knapp vier Wochen standen uns zur Verfügung. In dieser Zeit wollten wir nach der Fährüberfahrt von Kiel nach Göteborg zunächst Havdenssund auf etwa halbem Weg nach Oslo, unser nördlichstes Ziel, ansteuern. Von dort sollte es wieder Richtung Süden und über Göteborg, Helsingborg-Helsingør, Rødby-Puttgarden, Lauenburg (Elbe) nach Nienburg (Weser) gehen. Durchs Weser- und Fuldatal wollten wir bis Kassel und von dort über Gießen zurück nach Rüsselsheim, unserem Heimatort fahren. Insgesamt ungefähr 2000 km. So hatte es uns meine liebe Frau, seit vielen Jahren zuständig für die Grobplanung unserer Radtouren, verordnet. Die Feinplanung unter Zuhilfenahme von Landkarten im Maßstab nicht über 1:200.000 wurde mir anvertraut.

Auch diese Fahrt wurde wieder, wie schon unsere Velomobilreisen in den vergangenen Jahren, eine höchst vergnügliche Demonstration der Vorzüge dieses noch viel zu wenig bekannten Transportmittels. Wenn ich nicht vor Beginn unserer Reise ein Informationsblatt angefertigt und vervielfältigt hätte, in welchem Sinn und Zweck, Entstehungsgeschichte und Preis unserer Fahrzeuge beschrieben sind, wären die von uns zurückgelegten Tagesetappen sicher wesentlich kürzer ausgefallen, denn kaum eine Sehenswürdigkeit konnten wir uns anschauen, ohne dass uns nicht wissensdurstige Passanten versucht hätten, ein “Loch in den Bauch zu fragen”.

Für die Strecke Schwarzenbek-Kiel nehmen wir uns zwei Tage Zeit und genießen die Fahrt durch die hügelige Landschaft Schleswig-Holsteins. Ich habe schon vor Monaten beide Velomobile mit Vierzehn-Gang-Getriebenaben von Rohloff ausgerüstet, deren Vorzüge hier voll zur Geltung kommen. Der große Übersetzungsbereich garantiert, dass selbst kurze Steilstücke auf unbefestigten Wegen problemlos bewältigt werden können. Hat man einmal vergessen, vor einem solchen Steilstück oder an einer Ampel herunter zu schalten, es macht nichts, weil jeder Gang im Stand wählbar ist. Dabei brauchen wir nicht einmal die Füße von den Klickpedalen zu nehmen, denn wir stehen ja stabil auf drei Rädern. Ulla freut sich besonders darüber, dass sie nur noch einen einzigen Schaltgriff zu bedienen hat.

In Kiel haben wir vor Abfahrt der Nachtfähre nach Göteborg einen Nachmittag Zeit für das schleswig-holsteinische Freilichtmuseum im Stadtteil Molfsee. Solche Museen können wenigstens ansatzweise vermitteln, mit wie wenig Komfort der Durchschnittsbürger auch in unserem reichen Land vor gar nicht allzu langer Zeit zufrieden sein musste und an welches Übermaß von Komfort wir uns in weniger als drei Generationen gewöhnt haben. Diesen Komfort genießen wir ein paar Stunden später auf unserer Überfahrt nach Göteborg in höchst bequemen Betten beim einschläfernden Wummern der Schiffsdiesel. Wir sind gespannt auf Schweden.

Göteborg empfängt uns mit prächtiger Morgensonne. Auf gut beschilderter Radroute geht es nach Verlassen der Stadt am Göta älv entlang nach Nordosten Richtung Trollhättan. Ein Bild der Treppenschleusen in dieser Stadt am inzwischen als Weltkulturerbe anerkannten Götakanal habe ich schon als kleiner Junge in einem alten sogenannten Realienbuch gesehen, das mein Großvater noch aus seiner Schulzeit hatte. Mit einem Dampfer aus dieser Zeit kann man noch heutzutage eine Urlaubsfahrt von Göteborg quer durch Südschweden nach Stockholm machen und wird bei Trollhättan in vier modernen Schleusenstufen 32 Meter hoch “geliftet”, wofür zur Zeit des Kanalbaus (1800 bis 1832) noch elf Stufen erforderlich waren.

Wir übernachten in einem Vandrarhem, einer der meist recht komfortablen schwedischen Jugendherbergen, die Gäste ohne Altersbegrenzung aufnehmen und fahren am nächsten Morgen nach Nordwesten Richtung Uddevalla, wo wir wieder in Kontakt mit dem Meer kommen wollen. Der spärliche Autoverkehr auf den gut ausgebauten Straßen ist für uns genauso ungewohnt wie das rücksichtsvolle Überholen der Autofahrer. Selbst an Steigungen, die wir nur in langsamer Fahrt bewältigen können, überholt uns keiner, sobald auch nur die Andeutung einer Kurve vorhanden ist, die keine unbegrenzte Sicht nach vorn gestatten würde. Da sind wir in unserem Heimatland riskantere Überholmanöver gewöhnt! Nördlich von Uddevalla, wo wir 25 Kilometer auf der Hauptstraße zwischen Göteborg und Oslo fahren, wird allerdings unser Enthusiasmus für schwedische Verhältnisse gedämpft und wir müssen feststellen, dass auch Schweden ein Autoland ist.

Die Topografie bietet für unsere Velomobile keine besonderen Schwierigkeiten. Die Steigungen sind nicht außergewöhnlich steil und auch nicht besonders lang. Überall treten durch die ehemalige Vergletscherung rund geschliffene Granitfelsen zu Tage, großenteils bedeckt von lila blühendem Heidekraut, durchsetzt mit Wacholderbüschen. Übers Land verstreut die Häuser und Scheunen, häufig in dem aus Schweden-Prospekten bekannten Rostrot mit weiß eingefassten Fenstern und Türen. Mehr als einmal verliere ich den vertrauten Anblick von Ullas Velomobil aus dem Rückspiegel. Dann weiß ich, dass sie wieder einmal an einer besonders schönen Stelle angehalten und zu ihrem Skizzenbuch gegriffen hat, das bei unseren Reisen immer griffbereit in ihrem seitlichen Gepäckfach liegt.

Felsbilder bei Tanumhede

Fast zwei Tage nehmen wir uns kurz vor Havdenssund, unserem nördlichsten Reiseziel, Zeit für die Landschaft bei Tanumhede , um uns die berühmten Felszeichnungen aus der Bronzezeit anzuschauen. Die Bezeichnungen Felszeichnung oder auch Felsritzung für diese figürlichen und symbolhaften Darstellungen in von Gletschern glatt geschliffenen Granitplatten sind irreführend. Die glatte Felsoberfläche wurde vielmehr mit als Hämmern benutzten Steinen örtlich zertrümmert. Ob die dadurch erzeugten leichten Vertiefungen früher schon eingefärbt wurden, um sie deutlicher erkennbar zu machen, ist nicht bekannt. Heutzutage sind sie rostrot eingefärbt. In aller Ruhe lassen wir die ausdrucksstarken Bilder auf uns wirken und versuchen die Mutmaßungen nachzuvollziehen, welche die Forscher über Sinn und Zweck dieser Bilder angestellt haben. Ein mit modernen Kommunikationsmitteln ausgestattetes kleines Museum inmitten der Fundstellen liefert die dafür erforderlichen Hinweise.

Kurz vor dem Reiseziel Havdenssund

Danach genießen wir zwei gemütliche Ruhetage am Meer im Kreis einiger Freunde, die sich hier oben zu einem Wiedersehen verabredet haben. Ein etwas merkwürdiges Gefühl ist es, wenn einen kurz nach Antritt der Heimreise die Freunde im Auto überholen und man sich vorstellt, dass die heute Abend schon wieder zu Hause sind und wir für die gleiche Strecke noch etwa 14 Tage Fahrt vor uns haben.

Auf der E6 bei Munkedal

Auf der verlassenen E6 bei Ljungskile

Auf unserem Weg nach Göteborg fahren wir südlich von Uddevalla eine große Strecke auf der ehemaligen Hauptstraße Göteborg-Oslo, die neuerdings durch eine weiter westlich verlaufende vierspurige Autobahn ersetzt wurde. Über viele Kilometer haben wir deshalb eine acht bis zehn Meter breite Straße fast nur für uns. Außer dieser Straße erinnert in der einsamen Gegend nur ab und zu ein verlassener Schnellimbiss oder eine geschlossene Tankstelle daran, dass hier noch vor kurzem ein fast lückenloser Autostrom geflossen ist.

In Göteborg landen wir mitten im Feierabendverkehr und haben sogleich wieder eines der für Velomobilisten typischen Erlebnisse. Schon seit Überquerung des Göta älv werden wir von einem Mopedfahrer verfolgt, dem es gelingt, uns vor dem Hauptbahnhof zu “stellen”. Keine Chance, weiterfahren zu können, ohne nicht ein “Interview” gegeben zu haben. Mit unserem Info-Blatt bemühen wir uns das Gespräch abzukürzen, weil wir uns auf die Suche nach einer preiswerten Übernachtungsmöglichkeit konzentrieren wollen. Kaum haben wir das verlauten lassen, werden wir schon auf kürzestem Weg zur Tourist-Information gebracht, wo unser Gesprächspartner mit seinem Handy hilft, den nur schleppend zustande kommenden Dialog zwischen Tourist-Information und Hotel zu beschleunigen. Danach bringt er uns wie selbstverständlich bis zu dem von ihm empfohlenen gemütlichen kleinen Hotel und steht uns weitere zwei Stunden als Führer durch seinen Heimatstadtteil zur Verfügung. Als wir uns verabschieden, sind wir bereits bestens für die morgige Ausfahrt aus Göteborg präpariert, die auf einer zu einem Radweg ausgebauten früheren Eisenbahntrasse erfolgen wird.

Schärenlandschaft südlich von Göteborg

Die Sicherheitsfürsorge für Radfahrer scheint uns in Schweden manchmal ein wenig übertrieben. Nachdem wir zehn Kilometer gut vorangekommen sind, kreuzen unseren Radweg mehrere schmale Straßen, auf denen nur Anlieger mit ihren Autos fahren dürfen. Trotzdem wird der Radweg an allen Kreuzungspunkten durch je ein “Drängelgitter” auf beiden Straßenseiten unterbrochen, was uns mit unseren fast ein Meter breiten Velomobilen jedes Mal zwingt, mit der Geschwindigkeit auf Null herunterzugehen. Wir halten Drängelgitter für eine Entmündigung der Radfahrer und sind deshalb froh, als dieser Radweg endet und wir auf einer normalen Straße weiterfahren können.

Deutlich spüren wir die Nähe des Meeres. Ein heftiger Wind bläst uns aus südwestlicher Richtung seitlich von vorn an. Das sind Tage, an denen wir uns in Gedanken beim Schöpfer unserer Velomobile bedanken. Der Grundriss unserer Verkleidungen sieht ungefähr so aus wie der Querschnitt durch den Flügel eines Windrades. Bei Schräganströmung kommen wir dadurch in den Genuss einer Vortriebskomponente, die mit steigender Fahrgeschwindigkeit größer wird. Dieser Effekt ist immer wieder eine Überraschung für Normalradfahrer, die uns zu folgen versuchen, weil sie bei dieser Windrichtung Gegenwind verspüren. Außerdem bieten wir ihnen fast keinen Windschatten.

Auf unserer vorletzten Tagesetappe in Schweden werden wir auf einmal von vielen Autofahrern wie alte Bekannte gegrüßt. Was war geschehen? Am Vortag hatten uns zwei Reporter von “Hallands Nyheter”, einer regionalen Tageszeitung, angehalten und um ein Interview gebeten. Schon am frühen nächsten Morgen kam uns der Besitzer des Hotels, in dem wir übernachtet hatten, zeitungsschwenkend auf der Treppe entgegen. Zwei große Buntfotos unserer Velomobile und ein dazu gehörender Artikel füllen das “Sommerloch”, unter dem auch die hiesige Presse wegen der gerade erst zu Ende gegangenen Ferienzeit noch zu leiden scheint.

Nach der Fährpassage Helsingborg-Helsingør zwischen Schweden und Dänemark und dem Besuch des wunderschönen Museums Louisiana für moderne Kunst in Humlebæk haben wir den ersten Nachmittag mit starkem Regen und lernen, dänische Radfahrerinnen und Radfahrer zu bewundern, die in großer Zahl ohne Regenbekleidung tropfnass mit stoischer Gelassenheit die Radwege bevölkern. Wir genießen unser Velomobilistendasein in kurzer Hose und T-Shirt ganz ohne Schadenfreude.

Kleine Pause bei Præstø auf Seeland

Von jetzt an wird Regen unser häufiger Begleiter sein. Aber es scheint so, als wenn Petrus ein Faible für Velomobilfahrer hätte . Sowohl auf Fehmarn vor der Brücke über den Sund als auch später in Hameln, als Nummer eins und zwei der insgesamt drei Plattfüße unserer ganzen Reise auftreten, hört der Regen genau in dem Augenblick auf, als ich das Velomobil auf die Seite lege, um den Reifen abzuhebeln.

Von Fehmarn an finden unsere Velomobile den Weg fast allein. Schon im Sommer 1989, als ich den Zusammenbau meines ersten Kabinendreirads in Ganløse bei Kopenhagen bewerkstelligt hatte, wählte ich die Vogelflugroute für meine Heimfahrt. Bei der Elbüberquerung stehen wir vor der Entscheidung Geesthacht oder Lauenburg? Nachdem wir noch einen Abstecher nach Mölln gemacht haben, um Till Eulenspiegel unsere Reverenz zu erweisen, fällt die Wahl fast zwangsläufig auf Lauenburg. Außerdem möchte ich Ulla in Scharnebeck zwischen Lauenburg und Lüneburg gern das Schiffshebewerk am Elbe-Seitenkanal zeigen.

Über den Fehmarn-Sund

Schiffshebewerk bei Scharnebeck

Sehr beeindruckend ist es, wenn der mit Wasser gefüllte Trog mit dem darin schwimmenden Binnenschiff in drei Minuten 38 Meter gehoben oder gesenkt wird. Wir fahren erst weiter, nachdem wir uns diesen Vorgang dreimal angeschaut haben.

Auf der Fahrt durch die Lüneburger Heide gibt uns ein kleiner Parkplatz Anlass zu einem Vergleich zwischen schwedischer und deutscher Parkplatzge-staltung in freier Natur: Während in Schweden ein in unauffälligem graugrün gehaltenes Holzhäuschen sowohl einen normal als auch einen für Behinderte ausgestatteten Toilettenraum enthält und der obligate Abfallbehälter ebenfalls mit Holzlatten verkleidet und einem dicht schließenden Deckel versehen ist, stechen hier drei Dinge ins Auge: Erstens eine himmelblaue einsitzige TOI-TOI-Kunststofftoilette, zweitens ein unübersehbares Schild mit dem Hinweis darauf, den Abfalleimer zu benutzen und drittens der hiermit gemeinte unverkleidete Blecheimer. Der hat einen Deckel , mit dem immer wieder der Abfall erfolglos zusammengepresst wurde, zur großen Freude von Fliegen und Wespen.

Bevor wir nach unserer Übernachtung in Soltau weiterfahren können, müssen wir wieder ein paar Demonstrationsrunden auf einem großen Parkplatz drehen. Urlauber aus Köln lassen sich mit den Details der Velomobilkonstruktion vertraut machen, bevor sie ihre Weiterfahrt per Omnibus in die Lüneburger Heide antreten. Für Standardfragen “wie schnell....?”, “wie teuer....?” und “...überhaupt zugelassen?” haben wir inzwischen auch Standardantworten wie “...so schnell, wie man die Füße bewegen kann”, “...so teuer wie ein Gebrauchtwagen, aber ohne Folgekosten für Benzin, Steuern und Versicherung” und “Wo steht geschrieben, dass ein Fahrrad zugelassen werden muss?”

Unter den heutigen Fragern befinden sich jedoch einige echte Fahrradenthusiasten. Da kommen ins Einzelne gehende Ergänzungsfragen: “Die Wimpel habt Ihr wohl angebracht, damit Ihr überhaupt als Radfahrer erkannt werdet?”, “Wäre es nicht besser, wenn Ihr für die Richtungsanzeige Blinker anstatt Eure Arme verwenden würdet?”, “Bekommt Ihr überhaupt genug Luft in Euren Kabinen?”, “Ist ausreichend Platz für Gepäck vorhanden?” und “Wie unterhaltet Ihr Euch unterwegs miteinander?”

Jetzt macht das Antworten richtig Spaß, weil wir spüren, dass wir mit unserer Begeisterung für diese Art zu reisen ernst genommen werden. In der Tat glauben wir, dass es gut ist, wenn der Autofahrer uns wegen unserer Wimpel in die Kategorie der Radfahrer einordnen kann. Blinker sind laut Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO) an Fahrrädern nicht zulässig. Die Belüftung ist durch verstellbare Klappen im Vorderteil der Haube so gut, dass wir diese bei unseren Fahrten im Winter stets geschlossen halten, um nicht zu frieren. Andererseits haben wir die Erfahrung gemacht, dass wir bei Velomobiltouren wesentlich weniger Durst verspüren als bei Normalrad-Touren. Es hat den Anschein, als würde der auf dem Normalrad voll angeströmte Körper mehr Flüssigkeit abgeben, als es der körperlichen Anstrengung entspricht. Was das Gepäck betrifft, so braucht man schon deshalb weniger, weil der sonst übliche Bedarf an Regenkleidung entfällt. Auch schwere Packtaschen sind überflüssig. Leinenbeutel genügen. Die Frage nach der Kommunikation untereinander kann allerdings nicht befriedigend beantwortet werden. Unterhaltung von Velomobil zu Velomobil während der Fahrt ist tatsächlich schwieriger. Andererseits haben wir auf unseren früheren Radtouren wegen des Autoverkehrs oder zu schmaler Radwege auch nicht den ganzen Tag pausenlos miteinander geredet. Außerdem brauchten wir unsere “Puste” zum Strampeln.

Beim Abschied von unseren Gesprächspartnern sind wir sicher, dass unsere Velomobile noch einige Zeit Gesprächsthema in den Bussen sein werden. Für uns liegen noch sieben Tage Urlaub und etwas über 600 km vor uns, wobei von Tag zu Tag das Wetter schlechter wird.

Dauerregen an der Weser

Auf unserer Fahrt auf dem Weserradweg haben wir zwischen Bodenwerder und Bursfelde einen Tag lang Dauerregen, der uns sogar zu unseren Regenschirmen greifen lässt, um trocken in die Gastwirtschaft zu kommen, die wir für unsere Mittagsrast gewählt haben. Während andere Radtouristen schon eine Zeitlang hier sitzen und auf besseres Wetter warten, nehmen wir nach dem Essen in kurzer Hose und leichtem Pullover wieder Platz in unseren Kabinen und “machen uns auf die Schläuche”, wie Werner Stiffel, der bekannte Liegeradkonstrukteur aus Karlsruhe zu sagen pflegt.

An der Lahn bei Wetzlar

Kurzinformation: Bei unseren Velomobilen handelt es sich um das dänische Fabrikat LEITRA (Leichter Individueller TRAnsport) . Hersteller: Carl Georg Rasmussen, Postbox 64, DK-2750 Ballerup. Die Leitra meiner Frau wurde 1989 gekauft und mittlerweile mehr als 42000 km gefahren, während meine 1995 gekauft wurde und inzwischen knapp 39000 km “auf dem Buckel” hat.